Über Handarbeit

"Hast du Geduld!" "Ich könnte es nicht machen!"

Solche Sätze und viele andere habe ich über Jahre gehört und immer wieder staune ich über sie. Für mich war Handarbeit niemals Geduldssache, sondern etwas, was ich immer mache. Fast die ganze Zeit. Angefangen mit Stricken, als ich 5 oder 6 Jahre alt war. Das ist der natürliche Zeitpunkt, Stricken zu lernen. Sollte jedem Mädchen passieren (und wenn sie Lust haben, auch Jungs - meine haben Stricken gelernt, warum nicht?). Ob das Kind es auch später machen wird, ist eine andere Sache, wir lernen im Leben ja Vieles, was wir später alltäglich nicht benutzen - aber es tut gut, etwas mit eigenen Händen machen zu können.

Stricken hat mir Oma beigebracht. Sie hat ja auch immer gestrickt. Aus echter Wolle, natürlich, damals gab es kaum Akryl oder sonstige chemische Stoffe. Später kamen Häkeln, Sticken und Nähen dazu. Ich habe auch Klöppeln ausprobiert, nur mit Occhi-Schiffchen kann ich nichts anfangen. In der Schule haben wir auch jedes Jahr Stricken, Häkeln, Nähen und Sticken gehabt, strikt nur Mädchen-Handarbeit, was die Jungs im Werkstatt gemacht haben, wussten wir nicht und wenn wir mal kurz da reinmussten - dem Lehrer eine Nachricht bringen oder so - war es oberpeinlich. Mit Holz und Metall kann ich bis heute nicht arbeiten, obwohl es hier in unserem sehr alten Haus schon nützlich wäre. Zum Glück habe ich einen handwerklich begabten Mann und drei Söhne, die für ihr Leben gern hämmern und sägen.

Als ich schon erwachsen war, kam noch Weben dazu - schliesslich war meine geliebte Oma von Beruf Weberin, wir hatten alles zu Hause, was man dazu braucht. Heute steht Weben sogar in manchen Schulen im Programm, aber Mädchen und Jungen dürfen sich frei aussuchen, zu welche Gruppe sie gehen, ob sie eher mit Holz oder mit Textilien und Garn arbeiten... Meistens wählen Jungs doch Holz und Mädchen Textilien, aber für einige Wochen werden die Gruppen gewechselt, also gehen Jungs kochen und nähen, Mädchen aber lernen, wie man einen Hammer richtig hält.

Heute weiss ich, dass ich zwar fast alle Techniken kann, die ich jemals versucht habe, aber nicht alle mag. Häkeln und Sticken kann von mir aus jemand anders machen. Nähen kann ich gar nicht ausstehen, aber wenn es sein soll... Ausserdem haben wir in unserem Bett die riesigste aller Riesendecken, dafür kann ich nirgends Bettwäsche kaufen oder wenn, dann wird es viel zu teuer - also nähe ich unsere Bettwäsche selbst. Aber Stricken... Dabei kann ich ja lesen! Denn ich lese alles, was lange genung auf einer Stelle bleibt. Also stricke ich. Und - wegen Familientradition, aber auch, weil es Spass macht - ich webe auch. Fast ausschliesslich Flickenteppiche, aber was soll's, sie sind schön und man kann sie immer gebrauchen.Im Sommer gehen wir dann mit den Teppichen auf den Markt und obwohl wir mit denen nicht und niemals reich werden, ist es doch ein Nebenverdienst. Eine kleine Auswahl von meinen Teppichen könnt Ihr hier sehen: http://triibulisedkaltsuvaibad.blogspot.com

Aber Stricken... Macht Spass und ich kann es überall machen, das ist schon wichtig. Zum Weben brauche ich ja so viel Zeug, das kann ich nicht in der Handtasche mitnehmen! Nur in der letzten Zeit sind Pullis und Socken (nur für meine eigene Familie) auf der Strecke geblieben, denn ich bin schlimm an Spitzenstrickerei erkrankt.  Es heisst Haapsalu Schal und es ist eine traditionelle und sehr schöne Technik, sehr zart, zeitaufwendig und - leider - auch teuer. Es gibt aber Damen, die es gern haben möchten, ausserdem hält so ein Schal das ganze Leben lang.

Gestern haben wir ein paar meine Schals fotografiert. Ich bin selbst gar nicht fotogen, ich habe aber wunderschöne Freundinnen. :)
 Kuhschellenmuster...


... und Birkenblattmuster.

Eines Tages komme ich auch dazu, dass ich auf DaWanda einen Shop öffne, bis dahin kann jeder, der mag, sich bei mir unter triibuline (at) gmail Punkt com nachfragen. Die Schals sind zum Verkauf. :)

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