Früh am Morgen

Morgens um sieben ist die Welt hier bei uns nur in Ordnung, wenn wir alle noch tief schlafen können. Schule und Arbeit machen deswegen gar nicht so viel Spass, denn man muss ja rechtzeitig da sein.

Es klingelt um 6.30. Bis letzte Woche war es 6.40, aber das Wetter wird immer wintriger und es kann Überraschungs-Glatteis geben. Das ist nicht schön, deswegen stehen wir lieber 10 Minuten früher auf. Ich lasse meinen Wecker aber noch zweimal klingeln, bevor ich um 6.50 schliesslich ins Bad schwanke - mir passt am Besten, wenn ich noch 10-20 Minuten Zeit zum Aufwachen habe.

Kaffee muss sein. Bis das Wasser kocht, schleiche ich ins Kinderzimmer und streichle dem Ältesten über den Rücken. Er wacht immer schnell auf. Wir müssen leise sein, denn die zwei anderen Jungs dürfen noch schlafen, das ist ein Bonus beim Homeschooling.

Kaffee in die Kanne, ich gehe anziehen. Der Mann macht auch schon ein Auge auf. Der Älteste ist schon in der Küche und schmiert sich ein Brot mit Schokocreme. Dazu trinkt er Milch. Ich mache Kaffeetassen fertig (grosse Tasse, milder Kaffee, mit Milch und drei Löffel Zucker, bitte!) und setze mich zu ihm. Der Mann kriegt auch ein Brot mit Schokocreme - er hat morgens keinen Hunger, das mag er aber. Wenn er am Morgen nichts isst, dann isst er bis Nachmittag oder Abend nichts, das ist auch nicht gesund. Ich nehme mir etwas Frühstücksflocken. Wenn es nicht so wahnsinng früh ist, essen wir auch gesünderen Frühstück.

Der Älteste geht sich anziehen. Die schwarze Mimi geht raus, die weisse Mini kommt rein.

Der Mann trinkt seinen Kaffee und isst sein Brot, dann geht er raus zum Auto. Der Älteste sitzt am Computer und guckt, ob jemand ihm einen Nachricht geschickt hat. Es geht um ein Computerspiel, das er Online spielt, da können Leuta aus Amerika auch in der Nacht schreiben. Einen eigenen Computer hat er noch nicht und auch keinen Smartphone. In dieser Hinsicht ist er unter seinen Altersgenossen der Einzige, soviel wir wissen. Ich hasse es, dass hier alle Kinder schon mit 7 Jahren Smartphones haben und sich im Netz Blödsinn anschauen, aber die Nörgelei darum geht uns inzwischen ganz schlimm auf die Nerven, er wird im Januar Geburtstag haben ... psssst! Und eigentlich glauben wir, den Ältesten können wir auch vertrauen, er ist ziemlich verantwortungsvoll.

Der Mann bringt ganz schnell ein paar früher gekaufte Weihnachtsgeschenke rein und versteckt sie unter alten Zeitungen. Das Auto muss heute leer sein, denn wir kriegen ein neu-für-uns Herd. Es ist nicht das, was ich haben möchte, aber für eine Miele reicht unser Budget im Moment nicht und das Gebrauchtwarengeschäft gibt Garantie für ein halbes Jahr... soll ein gutes Modell sein. Ich hoffe.

Der Älteste zieht seinen Anorak an, er merkt nicht, was dort unter dem Papierhaufen ist. Der Mann schickt ihn raus ins Auto, ich schnappe die Pakete und bringe sie schnell in unser Schlafzimmerschrank. Dann geht auch der Mann. Die schwarze Mimi kommt wieder rein. Es ist noch ganz dunkel draussen. Gestern Abend hat es geschneit, aber gottseidank nicht sehr viel.

Ich lese zuerst ein bisschen in der Bibel und bete - immer dasselbe, jeden Morgen - dass meine Männer heil in die Stadt kommen und am Abend wieder heil zu Hause sind. Dass Gott uns über den Tag bewachen und leiten möge. Besonders in den letzten Tagen liegt mir das irische Gebet nah - möge Gott Dich schützend in Seiner Hand halten. Das wünsche ich dem Ältesten. Es ist so schwierig, Teenies loszulassen.

Dann mache ich am Computer eine Mail- und Blogtour. Nichts sehr spannendes. Ich schreibe ein paar Kommentare und eine Freundin aus Alaska freut sich über meine Ideen. Der Mann ruft an, sie sind gut in der Stadt angekommen. Ich schreibe den Eintrag hier - wird es jemand lesen? Na, vielleicht irgendwann doch.

Es ist 9 Uhr, draussen ist mittelerweile hell geworden, es ist aber noch immer neblig und nicht schön. Tageslicht taugt in November und Dezember hierzulande nicht viel, oft sieht man 2-3 Monate lang keine Sonne. Ich wecke dei jüngeren Kinder. Sie wollen nocht nicht aus dem Bett raus, sie müssen aber, sonst gibt es am Abend keine Ruhe. Die Weisse Mini hat im Bett des Jüngsten ein Nickerchen gemacht. Die schwarze Mimi schläft oben auf dem Ofen, dort ist es am Wärmsten.

Der Jüngste hat Halsweh, ich mache ihm jetzt die Milch heiss. Warme Milch mit Honig ist ein altes Hausmittel, ob es hilft, keine Ahnung, ihm schmeckt es aber. Später werden wir Schulaufgaben machen, ich will weben (es gibt keine Heizung in meiner Weberei, aber ich will diese Flickenteppiche fertig haben, bevor es richtig kalt wird) und Englische Zitronencreme (lemon curd) kochen. Schönen Tag auch Euch dort auf der anderen Seite des Bildschirms!

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